.Ein aufwändiger Vorspann, unterlegt von mitreißender Musik, beginnt, der an einen Holothriller erinnert. Es werden zusammengeschnittene Szenen aus diversen historischen Epochen gezeigt, zum Teil nachgestellt, zum Teil Originalaufnahmen, dazu werden die Credits eingeblendet. Vor allem ein Name taucht immer wieder auf, sowohl bei Autoren, Produzenten als auch bei Musik: Kaeso Andronicus. Schließlich folgt die Titeleinblendung: Geschichte des Imperiums. Anstatt auf Serenno oder an einem anderen ausgefallenen Ort begrüßt Christobal Magnus die Zuschauer in einer relativ gewöhnlichen Studioumgebung auf Taris. Neben ihm sitzt eine menschliche Frau, die vielleicht Mitte, Ende 30 ist und sehr professionell, aber auch sehr unentspannt wirkt. Liebe Zuschauer, für die heutige Sendung haben wir unser Format ein wenig geändert. Bitte begrüßen Sie meinen Gast, Hethan Romund. Hethan ist Expertin für den Jedi-Orden. Mit ihr werde ich heute ausgiebig über die Jedi und ihre Rolle während der Klonkriege sprechen. Schon in unserer ersten Folge – meine Güte, das liegt nun schon wirklich eine Weile zurück – haben wir uns ein wenig mit den Jedi beschäftigt, aber natürlich haben wir nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt. Hethan, was können Sie uns über das Verhältnis der Jedi zur Republik erzählen? Hethan Romund lächelt zurückhaltend, man merkt, dass sie sich im Studio nicht hundertprozentig wohl fühlt. Nun, ein Verhältnis, das mehrere Jahrtausende dauerte, in wenigen Worten zusammenzufassen, ist natürlich nicht ganz leicht. Ich denke aber, man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Jedi die Republik über weite Zeiträume praktisch regierten, besonders in den tausend Jahren vor den Ruusan-Reformationen, aber auch schon davor. Die meisten, oder zumindest die größten Kriege, von denen die Republik in den letzten sechstausend Jahren heimgesucht wurde, waren im Grunde interne Streitigkeiten des Jedi-Ordens, die auf das Maß eines galaktischen Konflikts aufgebläht wurden. Der Orden erlebte in seiner Geschichte mehrere Schismen und es entstanden immer wieder Gegenbewegungen. Diese Jedi, die einen anderen philosophischen Blickwinkel einnahmen, wurden dann zu „Sith“. Es gab einige Inkarnationen dieses „Sith-Ordens“, jede davon resultierte aus einer Spaltung der Jedi. Die letzte davon fand vor 2000 Jahren statt. Dieser Spaltung folgten eintausend Jahre lang Krieg und Chaos. Die Galaxis war praktisch ein Spielfeld zweier verfeindeter Jedi-Fraktionen. Die Jedi herrschten in einer Art Feudalsystem über die Galaxis und stellten auch die meisten Obersten Kanzler der Republik. Mit den Ruusan-Reformationen verloren die Jedi einen großen Teil ihrer Macht. Es werden Aufnahmen gezeigt, zum Teil echte, zum Teil mit Schauspielern nachgestellte, die die Geschichte der Jedi veranschaulichen sollen. Einige waren bereits in der ersten Episode von „Geschichte des Imperiums“ zu sehen. Dann meldet sich Christobal Magnus zu Wort. Meinen Sie, dass die Jedi ihrer früheren Machtfülle hinterher trauerten? Romund antworter, abermals ein wenig zögernd. Anhand der Quellen ist das schwer zu beurteilen. Viele Dokumente und Aufzeichnungen des Ordens gingen während der letzten Tage der Klonkriege verloren. Aber letztendlich sprechen Taten eine deutliche Sprache. Die Kamera nimmt nun wieder Magnus‘ Gesicht in den Fokus. Das haben Sie schön gesagt. Das Ende der Klonkriege und der Verrat der Jedi kamen für viele Bürger der Republik natürlich sehr überraschend. Aber tatsächlich war es keine spontane Aktion, sondern von langer Hand geplant, wie unsere Forscher bestätigt haben. Wir haben bereits ausgiebig über Count Dooku, den Anführer der Konföderation gesprochen. Die Wahrheit über ihn ist simpel: Er hat den Jedi-Orden nie wirklich verlassen. Es werden Aufnahmen von Dooku eingeblendet, dann kommt Epo Qetora, „Experte für die Geschichte der Konföderation unabhängiger System“ zu Wort. Wir sind inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass Dookus Austritt aus dem Jedi-Orden pure Scharade war. Er erhielt bis zum Schluss Befehle vom Hohen Rat der Jedi. Die gesamten Klonkriege wurden koordiniert, die Jedi kontrollierten beide Parteien. Im Kriegsverlauf finden sich so viele Ungereimtheiten und Merkwürdigkeiten – diese Hypothese ist mit Abstand die beste Erklärung. Es war ein Jedi-Meister namens Sifo-Dyas, der die Klonarmee zehn Jahre vor Beginn des Kriegs in Auftrag gab. Wozu, fragt man sich. Wieder zurück zu Magnus und Romund. Magnus blick nachdenklich in die Kamera. Ich möchte betonen, dass es sich bei vielen Details um Spekulationen handelt. Wie Hethan bereits erwähnt hat: Viele wichtige Dokumente und Primärquellen gingen verloren. Dieser von langer Hand geplante Coup mag sich zuerst ein wenig weit hergeholt anhören. Seien Sie versichert: Wir arbeiten hier nicht mit wilden Verschwörungstheorien, alles deutet auf diese Hypothese hin, sie ist mit Abstand die bester Erklärung, nicht wahr, Hethan? Romund scheint sich mit der Zeit an die Kamera zu gewöhnen, ihre Stimme wir kräftiger, selbtsicherer. Tatsächlich haben die Jedi ihre ganz eigene Verschwörungstheorie geschmiedet, um den Krieg zu erklären, mit allem was dazugehört. Magnus fällt ihr ins Wort. Hören Sie zu, Joxan Sele? Vielleicht können Sie hier noch etwas lernen. Bei diesen Worten zwinkert er spitzbübisch. Romund lacht kurz gekünstelt, dann fährt sie fort. Die Jedi behaupteten, die Sith seien zurückgekehrt und würden hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Es wäre vielleicht noch glaubhaft gewesen, hätten sie behauptet, Dooku hätte den Sith-Orden neu gegründet. Aber stattdessen beharrten sie darauf, die Sith hätten Ruusan überlebt und als finstere Hintermänner tausend Jahre lang alles Übel in der Galaxis verursacht. Korruption im Senat? Die Sith. Gesetzlosigkeit im Äußeren Rand? Die Sith. Die Machtübernahme der Konzerne? Die Sith. Magnus nickt zustimmend. Da haben Sie Recht, Hethan. Die dunklen Hintermänner, die alles kontrollieren, sind geradezu archetypisch, um eine komplexe Galaxis ausreichend zu simplifizieren. Haben die Jedi nicht sogar Palpatine vorgeworfen, ein Sith zu sein? Romund antwortet ein wenig zu schnell. Das stimmt, in den Archiven wurde eine Tonaufzeichnung vom Attentat der Jedi auf Kanzler Palpatine gefunden. Das ist, was sie ihm tatsächlich vorwerfen. Magnus ergreift wieder das Wort. Diese Erkenntnis zieht natürlich viel in Zweifel, erklärt aber auch sehr vieles. Wir werden uns General Grievous in einer kommenden Folge ausführlich zuwenden, aber einige Details wollen wir hier bereits besprechen. Abermals zu Epo Qetora. Es darf bezweifelt werden, dass Grievous tatsächlich der Jedi-Killer war, zu dem ihn die Klonkriegspropaganda machte. Ein Nicht-Jedi, der ein Lichtschwert benutzt, war natürlich etwas sehr Eindrucksvolles mit einer besonderen Implikation. Aber wir müssen davon ausgehen, dass Grievous ebenfalls nur eine Marionette des Ordens war und eine ihm zugedachte Rolle spielte. Vermutlich bekam er die Lichtschwerter einfach. Auch der Überraschungsangriff der Separatisten auf Coruscant lässt sich so sehr einfach erklären: Die nötigen Routen, um die Verteidigungsbastionen der Republik zum umgehen, bekam Grievous von den Jedi, denn wer kannte die Verteidigung der Hauptstadtwelt besser als sie? Zurück zu Magnus. Diese Erkenntnisse sind nicht völlig neu, tatsächlich äußerte Imperator Palpatine diesen Verdacht in den ersten Tagen des Imperiums vor dem Senat. Unsere unermüdliche Recherchearbeit hat diesen Verdacht allerdings bestätigt, nachdem subversive Elemente, die sich später zur Rebellenallianz zusammenfinden sollten, alles dafür taten, die Wahrheit zu verschleiern. Die Maschinerie der Rebellenpropaganda arbeitet unermüdlich. Aber die Koalition des Fortschritts sorgt auch weiter dafür, dass Sie, Bürgerinnen und Bürger des Zweiten Galaktischen Imperiums, die Wahrheit erfahren. Wir freuen uns auch weiter, Ihnen ein hochkarätiges Bildungsprogramm zu liefern. Beim nächsten Mal werfen wir einen Blick auf den Anfangsverlauf der Klonkriegen und stellen Ihnen einige weitere essentielle Akteure vor. Bis dahin bin ich Ihr Christobal Magnus. Es folgt der Abspann und schließlich das COMPNOR-Logo mit dem Zusatz: „Eine Produktion der Koalition des Fortschritts.“ |